Freitag, 7. Februar 2020

Was werden wir zukünftig anders machen?

Leerverkäufe lohnen sich in der Regel nicht
Wir verloren rund eine halbe Million mit der Wette auf den Kursrückgang bei Tesla. Ende 2019 beendete der Broker mangels ausreichender Sicherheiten unseren Tesla Short bei USD 434. Ähnlich mussten sich andere Anleger eindecken. Was mit dazu führte, dass die Tesla Aktie vor kurzem bei USD 900 notierte. Hat ein Unternehmen fanatische Anhänger, spielen fundamentale Faktoren keine Rolle, wie wir erfahren mussten. Da Aktienkurse mindestens um das nominale Wirtschaftswachstum steigen, muss man schon sehr richtig liegen (insbesondere beim Zeitpunkt der Kurskorrektur), um Geld zu verdienen. Oder man geht nur kleine Wetten ein, was den Zeitaufwand der Analyse nicht rechtfertigt.

Verluste akzeptieren lernen
Nachdem wir den Prozess mit dem Verkäufer verloren hatten, verklagten wir unseren Anwalt. Ein Prozess, den wir bei nüchterner Betrachtung eigentlich nicht gewinnen konnten. Welcher Richter hat nicht Mitleid mit dem einfachen Anwalt, der den vermeintlich wohlhabenden Investor vielleicht nicht ganz vollständig beraten hat? Neben den hohen Kosten verhinderte die Klage, dass wir uns mit angenehmeren und einträchtigeren Dingen beschäftigten.

Wegen fehlender Anreize denken Aufsichtsräte selten an das Wohl der Aktionäre
Nach der Einreichung der Klage überzeugte der Anwalt seine beiden Aufsichtsratskollegen, den Vorstand zu verklagen, obwohl dieser im Gesellschaftsinteresse handelte. Die teure und aussichtslose Klage wurde dabei auf Kosten der Gesellschaft geführt. Einem Aufsichtsrat ohne Anteile sind die Außenwirkung und die kollegiale Verbundenheit wichtiger als die Steigerung des Unternehmenswertes. Dass der Mensch nicht nach einer wirtschaftlichen Optimierung strebt, sondern eher sozialen Interessen folgt, sollte eigentlich niemanden verwundern.

Folge Deinem Bauchgefühl
Steht ein Mitarbeiter privat unter Druck, macht er auch beruflich Fehler. Trotz schriftlicher Anweisung hatte der Mitarbeiter eigenmächtig das Angebot noch einmal um 2 Millionen Euro erhöht. Der Stress war ihm anzumerken, gleichwohl nahm er alleine am Bieterverfahren teil; ich war froh, nicht selbst hinfahren zu müssen. In einer anderen Sache hatte ich den Kaufvertrag einfach unterschrieben, obwohl mir dabei mulmig zumute war. Auf den Rat des Anwaltes alleine sollte man sich nicht verlassen, wenn der eigene Bauch davon abrät.

Auch 1 Euro Deals kosten etwas
Jede Unternehmenstransaktion birgt Risiken. Ist Geld in der Holding vorhanden, weckt dies trotz aller "Ringfencing"-Maßnahmen Begehrlichkeiten. Das Klagerisiko steigt. Und damit die Chance, dass trotzdem einmal etwas schiefgeht. Die Schlussfolgerung? Entweder keine Unternehmenskäufe mehr machen oder nur noch Projekte mit angemessenem Chance-Risikoprofil.

Lege den Maßstab für einen guten Tag nicht zu hoch
Gute Investitionsideen sind selten, vielleicht seltener als eine im Jahr. Um jeden Tag zufrieden nach Hause gehen zu können, muss man die Einstellung ändern. Jeder Tag, an dem man etwas dazu lernt, ist ein guter Tag. Macht man zu viele Dinge mit halber Überzeugung, liegt man im Zweifelsfall falsch. Auch bei gründlicher Prüfung liegen die Erfolgsaussichten häufig nur bei knapp über 50 %. Kauft man eine Aktie nach einem Kursverfall nicht nach, obwohl die Bewertung attraktiver geworden ist, liegt dies  im Zweifel daran, dass man beim Kauf keine klare Investment-These hatte.

Schreiben hilft beim Denken
In der Regel bestimmen Vorurteile das Handeln. Schreiben hilft, die Dinge besser zu reflektieren. Nur wenn etwas klar zu formulieren ist, hat man die Sache wirklich durchdacht. Und bringt die Entscheidung auf den Punkt. Auch ist es gut, eine Nacht über eine Entscheidung zu schlafen. Was sich an einem Tag als dringlich darstellt, ist am nächsten schon wieder vergessen.

Prüfe Deine E-Mails nur einmal am Tag
Jede wache Minute möchte das Gehirn beschäftigt sein. Und springt dabei ununterbrochen von Gedanken zu Gedanken. Süchtig nach Neuem, prüft man alle fünf Minuten den E-Mail-Eingang. Was  vom systematischen Denken abhält. Die besten Ideen kommen nur dann, wenn man die Langeweile zulässt. Schaut man zu häufig auf die Aktienkurse, führt das zum Beispiel dazu, dass man Aktien mit beständigem Wertzuwachs ("Compounder") zu früh verkauft.


Donnerstag, 6. Februar 2020

Was sind unsere größten Aktienpositionen und was haben wir in 2019 damit verdient?

Rund die Hälfte unser Finanzmittel hatten wir Ende 2019 in acht Einzelpositionen investiert mit einem (überwiegend nicht realisierten) Gewinn von knapp EUR 27 Mio. Insgesamt haben wir unsere Einzelpositionen stark ausgebaut und Gold ist neu hinzugekommen.



     12/18     12/19 Gewinn
Japan24,838,75,9
Xetra Gold33,14,0
Indien9,918,4-2,9
Berkshire Hathaway A13,617,62,1
Brederode SA10,617,53,9
Ryman Healthcare Ltd.10,516,45,9
Inv. AG TGV11,414,93,5
Summerset Group 8,813,44,1
Saldo89,6170,026,6

Den stärksten Wertzuwachs hatten unsere beiden neuseeländischen Altenheimbetreiber, ausgelöst durch ein EQT Übernahmeangebot für Metlifecare, der Nummer 3 am Markt. Auch Rob Vinal (Inv. AG) hatte mit rund 30% Zuwachs wieder ein sehr gutes Jahr. Unsere indischen Finanzdienstleister litten trotz der sehr guten operativen Kennzahlen unter der Finanzkrise in Indien, die die Refinanzierung und damit das Wachstum beschränkten. Die mit EUR 6,3 Mio. größte Position Shriram City Union zum Beispiel hat eine Kapitalrendite von 4 % und eine Eigenkapitalrendite von 17 % bei einer Eigenkapitalquote von 25 %. Bei dieser sehr konservativ finanzierten Bank ist jeder Kredit also nur dreimal gehebelt, bei den europäischen Großbanken ist der Hebel zum Vergleich mehr als sechsmal höher! Hinzu kommt die günstige Bewertung: ein KGV von 8 (PE Multiple) und ein Kurs-Buch-Verhältnis von 1,3. Da die Rendite für den Investor langfristig der Eigenkapitalrendite entspricht, können wir gut mit einer Verdoppelung unseres Einsatzes in fünf Jahren rechnen. Die Rendite fällt höher aus, wenn Shriram den Hebel auf immer noch sehr konservative 1:4 erhöht. Die Ausfallraten betragen trotz der aktuellen Krise nicht mehr als 2,5 % und das Unternehmen wird durch ein Management geführt, das wesentliche Anteile an der Firma hält.

Unser Japan Portfolio haben wir nach einem Besuch vor Ort stärker ausgebaut: zu groß war für uns die Versuchung profitable und schuldenfreie Firmen zu erwerben, deren Aktienbestände und Barmittel teilweise mehr als das Doppelte der Marktkapitalisierung betragen.

Die Eigenkapitalrendite bei dem Fund of Fund Investor Brederode entspricht im langfristigen Mittel rund 12 %. Unsere Rendite war bisher höher, da das Kurs-Buch-Verhältnis von 0,7 auf mittlerweile 1 gestiegen ist. Unterstellt man eine langfristige Marktrendite von 8 % als Opportunitätszins bei einer konstanten Eigenkapitalrendite von 12 %, dann liegt der faire Wert des Kurs-Buch-Verhältnisses bei 1,5. Der Buchwert ist das Eigenkapital der Gesellschaft und entspricht im Wesentlichen dem Nettowert der Beteiligungen, da Brederode die Marktwerte der Beteiligungen bilanziert. Dies entspricht eher den internationalen Bilanzierungsregeln als den deutschen Regeln, nach denen wir bilanzieren. Wir weisen unsere Finanzanlagen nach dem Niederstwertprinzip aus: Marktwert oder Einkaufspreis, je nachdem, was niedriger ist.  


























Wofür die Schuldenbremse?

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts fordern die Politiker neue Steuern und unser Finanzminister hat einen Ausgabenstopp verhängt. Das Ve...