Mein Wertbeitrag ist höher als deiner!
Was wir machen, entspricht nicht 50 zu 50, sondern eher 66 zu 33 ... Zu unserm
Glück hatte mein früherer Geschäftspartner drei Jahre nach der BAVARIA Gründung
der Umverteilung der Anteile zugestimmt: 55/45. Das war zwar nicht das, was ich
gefordert hatte, aber es reichte, damit ich mich wieder besser fühlte. Ich
hatte mich in Rage gesteigert, weil ich
den Wertbeitrag so unterschiedlich sah. Dies kommt viel häufiger vor, als man
denkt. Viele starten ihre Partnerschaft mit gleichen Anteilen, stellen aber
später fest, dass das Engagement und die Fähigkeiten doch weiter auseinander
liegen. Häufiger werden zu einem Zeitpunkt, wenn es finanziell eng ist, stille
Teilhaber aufgenommen. Später ärgert man sich über den ständigen Kapitalabfluss
an Dritte, die nichts zum Wert der Gesellschaft beitragen.
Ich bin der Meinung, man sollte die
Dinge ansprechen, wenn man nicht mehr zufrieden ist, eine Ansicht, deren
radikalster Vertreter wohl Ray Dalio ist ("Principles").
Allerdings sollte man das Gespräch gut vorbereiten und versuchen, so sachlich
wie möglich zu sein. Dazu sollte man sich auch überlegen, was die Alternative
zum Fortbestand der Gesellschaft ist. Behalte ich das Geschäft, wenn ich unter
neuem Namen alleine weiter mache? Es ist nicht einfach, dabei sachlich zu
bleiben. Der Ärger hat sich über längere Zeit angestaut. Die Zeit nämlich, die
man damit verbracht hat, Argumente zu sammeln, die den eigenen Mehrwert
belegen. Zuerst sollte man im Gespräch prüfen, ob es der Andere ähnlich
sieht oder ob man doch zu sehr nur den eigenen Wertbeitrag betrachtet hatte.
Das Buch "Crucial Conversations" von Patterson zeigt auf, wie.
Vielleicht noch besser wäre es, wenn man in einem Gesellschaftsvertrag ein
Anwachsen der Anteile und einen zu Beginn nicht zugewiesenen Anteil festlegt.
Auch um einfacher später neue Partner aufnehmen zu können. Streit ist bei dem
Anwachsen der Anteile nicht ausgeschlossen, wenn er z.B. automatisch im
Zeitablauf stattfindet. Eine Umverteilungsregelung sorgt immerhin dafür, dass
die Partner psychologisch besser auf die Frage vorbereitet sind. Auch kann man
den Kapitalanteil trennen von der jährlichen Verteilung der Gewinne. Diese kann
sich zum Beispiel nach dem Wertbeitrag im jeweiligen Geschäftsjahr richten.
Einfach ist es jedoch nie.
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