Montag, 13. November 2017

Darf ich jemanden entlassen, obwohl ich Gewinne mache?

Wir haben diese Frage mit Ja beantwortet, da unsere Unternehmen einem permanenten Kostendruck unterworfen sind. Die Kunden fordern z.B. im Automobilbereich von uns eine Reduzierung der Abgabepreise von 1 bis 2 % im Jahr, obwohl die direkten Kosten (Löhne, Material) in der Regel um 3-4 % im Jahr steigen. Wir müssen ständig die Kosten senken, um auf der Stelle stehenzubleiben. Wir sehen die Gewinne (und Dividenden) auch als eine notwendige Belohnung dafür an, dass wir Sanierungsanstrengungen unternehmen und unangenehmes, aber notwendiges tun (die Voreigentümer der Unternehmen geben hierfür öfter lieber die Verantwortung ab).

Auch kann ich eine Verschwendung auf der Holdingebene z.b. in Form von Personal, was dauerhaft unter ausgelastet ist, nicht vor den Beteiligungen rechtfertigen. Diese müssen jedes Jahr den Euro dreimal umdrehen, um die Gewinne zu halten. Wir haben deswegen in den letzten 12 Monaten unsere Holdingkosten durch Entlassungen halbiert. Damit tragen wir unserer reduzierten Investitionstätigkeit Rechnung - obwohl hierzu wirtschaftlich keine Notwendigkeit bestanden hätte. Meine persönliche Philosophie ist dabei, dass jemand, der herumsitzt, nicht erfüllt ist und wahrscheinlich woanders glücklicher sein wird. Die Entlassung kann dabei eine richtige Befreiung sein, obwohl die Betroffenen in der Regel vorher nicht selbst die Initiative ergreifen.

Sagen wir auch alles in einer Verhandlung oder verschweigen wir Dinge taktisch? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Ethisch korrektes Handeln lässt sich nicht immer eindeutig bestimmen. Statt weiß oder schwarz gibt es viel häufiger verschiedene Grautöne. Jeder sollte für sich die eigenen Grenzen definieren. Mit der Zeit wird man entdecken, dass man viel ethischer handeln kann als gedacht, ohne sich damit wirtschaftlich zu schaden. Insgesamt gilt, wer transparent ist und authentisch tut, was er sagt, wird auf Dauer wohl glücklicher und wahrscheinlich wohl auch erfolgreicher sein, als andere.

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