Donnerstag, 7. Oktober 2021

Unsere größten Fehler im letzten Jahr?

Hersteller verbessern die Qualität der Autos, indem sie die Fehlerrate reduzieren. So ist es auch beim Investieren. Statt die Perfektion anzustreben, ist es einfacher, die Rendite durch die Vermeidung dummer Fehler zu verbessern. Zu fragen, was bei einer Investition schiefgehen kann, ist besser als nur nach Argumenten zur Untermauerung der Investitionsthese zu suchen. Man muss lernen, sich mit den eigenen Fehlern ehrlich auseinanderzusetzen. Ziel ist die Entwicklung einer Checkliste, um die Entscheidungen kontinuierlich zu verbessern. 

Was haben wir in den letzten Jahren falsch gemacht?

Wir hatten ein zu hohes Renditeziel, als wir mit unseren Aktienanlagen anfingen. Wir wollten mindestens 20 % Rendite erzielen und haben dabei in Kauf genommen, dass wir mit dem größten Teil unserer Mittel nichts verdienten.  Hätten wir diesen Teil einfach in einen DAX ETF investiert, wäre unsere Rendite höher gewesen! Falsch war auch der Versuch, mit dem Warten auf einen Kursrückgang Markttiming zu betreiben. Seit 2013 ist der DAX um rund 70 % von 9.000 auf über 15.000 gestiegen. Es ist besser, voll investiert zu sein und gelegentliche Rücksetzer dazu zu nutzen, um die Konzentration des Portfolios zu stärken oder in Werte der Watchliste umzuschichten. 

Makrowetten lohnen sich generell nicht, da Faktoren wie USD Wechselkurse oder der Ölpreis noch weniger zu verstehen sind als Einzelwerte. Auch fehlte es an Überzeugung, um im nennenswerten Umfang z.B. auf steigende Ölpreise zu setzen. Die allgemeine Markteinschätzung (wie z.B. es wurde in den letzten Jahren zu wenig in die Entwicklung neuer Ölvorkommen investiert und die Marktkapitalisierung aller Ölfirmen ist historisch niedrig) half dagegen bei unserer Entscheidung, in Lundin Energy als Einzelwert zu investieren.

Falsch war es auch, bei Aktien auf fallende Kurse zu setzen. Selbst bei einer korrekten Einschätzung bleibt der Zeitpunkt der Kurskorrektur ungewiss und bei dem asymmetrischen Chance-Risikoprofil (der Einsatz lässt sich höchstens verdoppeln, aber die Verluste sind unendlich) bleiben die Einsätze zu niedrig, um hier nennenswert Geld zu verdienen. Ein Bargeldpuffer ist ein besserer Schutz gegen Kursrückgänge als Verkaufsoptionen. Da im Mittel die Kurse steigen, ist auch eine Wette auf den Rückgang des Aktienindexes zu teuer. Neben dem Vorteil eines quasi unendlichen Gewinnpotentials bei Aktienkäufen lernt man im Laufe der Zeit immer mehr über das Unternehmen und die Branche, wodurch sich neue Kaufgelegenheiten bieten. Wetten auf Kursrückgänge stellen in der Regel auf das einzelne Unternehmen ab und sind damit nicht einfach übertragbar. 

Generell haben wir zu wenig investiert bei Aktien, von dessen Wert wir überzeugt waren. So hatten wir zum Beispiel bei Tinkoff (unserem größten Gewinner) zu wenig investiert, obwohl die Qualität der Firma und die vorhandene Unterbewertung eindeutig waren. Trotz zweifellos vorhandenem Länderrisiko Russland rechtfertigte das Chance-Risikoprofil  einen höheren Einsatz als 2 % unserer Mittel. Verschlechtert sich die Qualität des Unternehmens nicht, sollte man Gewinner trotz einer hohen Bewertung nicht verkaufen, solange die Firma in die Bewertung hineinwachsen kann. 

Es ist nicht nötig, Aktienkurse täglich zu prüfen. Stattdessen reicht eine periodische Prüfung der Ausgangsthese, die hoffentlich ausreichend dokumentiert ist. Generell ist es viel schwieriger Aktien zu verkaufen als zu kaufen (z.B. siehe). Deswegen ist es auch besser,  Aktien zu kaufen, die man gerne dauerhaft halten möchte. Mit einem Trading in einzelnen Werten von denen man nicht zu 100 % überzeugt ist, verschwendet man dagegen nur Zeit ... 



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