Dienstag, 6. März 2018

In Indien Aktien kaufen?

Indien hat China als Wachstumsmotor überholt. Während die chinesische Wirtschaft in den nächsten 10 Jahren real wohl nur noch um 3,5 % wachsen wird, werden für Indien 6 % erwartet. Wie kann man als Investor daran teilhaben? Die auf der Kotak Investorenkonferenz letzte Woche vertretenden Firmen wachsen in der Regel stark und weisen zugleich eine hohe Profitabilität auf. Die Regierung Modi hat viele richtige Dinge angestoßen: die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, Personalausweise für alle Inder, die Abschaffung von Handelsbarrieren im Inland und die Vereinheitlichung der Mehrwertsteuer. All dies schafft mehr Transparenz und verringert die Transaktionskosten, z.B. in der Logistik und im Kreditwesen. Entsprechend boomen die Bautätigkeit und die Kreditvergabe. Allerdings hinkt die Infrastruktur hoffnungslos hinterher: Es dauert Jahre, bis die notwendigen Grundstücke z.B. für den Straßenbau erworben werden können. Kleine Landbesitzer und winzige Läden (davon gibt es über 1 Mio.) werden nach wie vor durch anachronistische Gesetze geschützt, die die Modernisierung des Landes beschränken. Einzelhandelsketten können nur schwer expandieren, dafür wächst der E-Commerce sehr stark, da es hier weniger physische und gesetzliche Barrieren gibt. 

Wir glauben, dass z.B. Banken und sogenannte Non-Banks am schnellsten und nachhaltigsten von dem Wachstum profitieren können. Die Kreditvergabe z.B. in Form von Handels- und Baufinanzierungen sowie Kreditkarten wächst über 20% p.a. Die großen Staatsbanken sind hoffnungslos überschuldet (durch Friends und Family Kreditvergaben), Nichtbanken dagegen sind gut finanziert (Eigenkapitalquote von 20 % sind die Regel) und können entsprechend schnell wachsen. Auch die Quote der faulen Kredite ist sehr niedrig (unter 1 %) bei den Nichtbanken, wie z.B. Bijay Finance, Piramal oder Shriram Finance. Die Eigenkapitalrenditen liegen aufgrund der hohen Zinsspannen bei über 20%. Leider sind auch die Bewertungen entsprechend hoch. Über 4x Buch sind die Regel. Wir denken, dass von den 5.700 börsennotierten Unternehmen viele interessant sind. Corporate Governance ist genau wie in China ein hohes Risiko, möglicherweise weisen ein Drittel der börsennotierten Gesellschaften hier Unregelmäßigkeiten auf. Eine Due Diligence ist also unerlässlich: Ein Indiz können hier die Geschäftspartner sein (betreuende Investmentbank, Anwälte und Wirtschaftsprüfer). Neben den seriösen Investmentbanken wie Kotak gibt es auch eine ganze Reihe von unseriösen Listingpartnern. Der Vorteil im Vergleich zu China ist jedenfalls, dass die Geschäftssprache Englisch ist und man die Jahresabschlüsse selber prüfen kann.    

    

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