Indien hat China als Wachstumsmotor
überholt. Während die chinesische Wirtschaft in den nächsten 10 Jahren real
wohl nur noch um 3,5 % wachsen wird, werden für Indien 6 % erwartet. Wie kann man
als Investor daran teilhaben? Die auf der Kotak Investorenkonferenz letzte
Woche vertretenden Firmen wachsen in der Regel stark und weisen zugleich eine
hohe Profitabilität auf. Die Regierung Modi hat viele richtige Dinge angestoßen:
die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, Personalausweise für alle Inder, die
Abschaffung von Handelsbarrieren im Inland und die Vereinheitlichung der
Mehrwertsteuer. All dies schafft mehr Transparenz und verringert die
Transaktionskosten, z.B. in der Logistik und im Kreditwesen. Entsprechend boomen
die Bautätigkeit und die Kreditvergabe. Allerdings hinkt die Infrastruktur
hoffnungslos hinterher: Es dauert Jahre, bis die notwendigen Grundstücke z.B.
für den Straßenbau erworben werden können. Kleine Landbesitzer und winzige
Läden (davon gibt es über 1 Mio.) werden nach wie vor durch anachronistische
Gesetze geschützt, die die Modernisierung des Landes beschränken.
Einzelhandelsketten können nur schwer expandieren, dafür wächst der E-Commerce
sehr stark, da es hier weniger physische und gesetzliche Barrieren gibt.
Wir glauben, dass z.B. Banken und
sogenannte Non-Banks am schnellsten und nachhaltigsten von dem Wachstum
profitieren können. Die Kreditvergabe z.B. in Form von Handels- und
Baufinanzierungen sowie Kreditkarten wächst über 20% p.a. Die großen
Staatsbanken sind hoffnungslos überschuldet (durch Friends und Family
Kreditvergaben), Nichtbanken dagegen sind gut finanziert (Eigenkapitalquote von
20 % sind die Regel) und können entsprechend schnell wachsen. Auch die Quote der
faulen Kredite ist sehr niedrig (unter 1 %) bei den Nichtbanken, wie z.B. Bijay
Finance, Piramal oder Shriram Finance. Die Eigenkapitalrenditen liegen aufgrund
der hohen Zinsspannen bei über 20%. Leider sind auch die Bewertungen entsprechend
hoch. Über 4x Buch sind die Regel. Wir denken, dass von den 5.700
börsennotierten Unternehmen viele interessant sind. Corporate Governance ist
genau wie in China ein hohes Risiko, möglicherweise weisen ein Drittel der
börsennotierten Gesellschaften hier Unregelmäßigkeiten auf. Eine Due Diligence
ist also unerlässlich: Ein Indiz können hier die Geschäftspartner sein
(betreuende Investmentbank, Anwälte und Wirtschaftsprüfer). Neben den seriösen
Investmentbanken wie Kotak gibt es auch eine ganze Reihe von unseriösen
Listingpartnern. Der Vorteil im Vergleich zu China ist jedenfalls, dass die
Geschäftssprache Englisch ist und man die Jahresabschlüsse selber prüfen
kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen