Ein Unternehmen, das
Verluste produziert, hat höchstens einen Optionswert. Als Teil eines Konzerns
ist der Wert häufig negativ, da sich der Betriebsrat jeden Personalabbau teuer
bezahlen lässt. Woran liegt das? In der Regel schließen Konzerne Gewinn- und
Verlustverträge ("EAV") mit den Konzerntöchtern ab, die eine
Verrechnung von Gewinnen mit Verlusten erlauben und die kostengünstige
Finanzierung auf der Holdingebene (etwa durch die Auslegung von Schuldscheinen
= "Bonds") erleichtern. Ein EAV erlaubt dabei keine Deckelung
von Ansprüchen aus Verlustübernahmen, was die Verhandlung z.B. von maßvollen
Abfindungen erschwert. Hinzu kommt, dass die Belegschaft öffentlich Druck
aufbaut, sodass der Verkauf für einen Euro oftmals die kostengünstigste
Variante für den Konzern ist. Wir schätzen, dass gut 20 % aller Übernahmen für
den symbolischen Euro erfolgen. Wir selbst haben in den letzten 15 Jahren
ca. 25 Unternehmen für einen mehr oder weniger symbolischen Kaufpreis
erworben.
Tritt man als
Kaufinteressent auf (z.B. indem man durch passende Google Suchen wie
"geplanter Personalabbau" auf die Gesellschaft aufmerksam geworden
ist), besteht die eigentliche Herausforderung darin, den Konzern von der
eigenen Seriosität zu überzeugen. Der Konzern hat dabei - nicht ganz
unberechtigt - Angst vor Nachforderungen, z.B. in Form von Gutachten, die die
Notwendigkeit des Ausgleichs von vermeintlich höheren Verlusten der
Vergangenheit belegen sollen. Diese Hürde lässt sich durch den gemeinsamen
Auftritt mit Branchenexperten, durch die Erstellung von glaubhaften
Sanierungsplänen oder durch Referenzen überwinden. Zusätzlich gilt, dass jedes
Problem, das man akzeptiert, Teil des Kaufpreises wird (z.B. bei einem
unangemessen hohen Personalstand oder bei Eventualverbindlichkeiten, die man
übernimmt).
Die Due Diligence hilft, die eigene Seriosität zu unterstreichen, ohne es dabei aber dem Verkäufer zu schwer zu machen (d.h. 10 gezielte Fragen statt 100). Jedes Problem dient dabei als Argument, den Kaufpreis zu verringern, statt den Deal abzusagen! Die Due Diligence (Managementpräsentation, Vor-Ort-Besichtigung und Besuch des elektronischen Datenraums) sollte sich hauptsächlich mit dem Auftragsbestand, den künftigen Einnahmen daraus und dem zukünftigen Cash Flow befassen. Auch um mehr Munition für den Business Plan zu sammeln und um diesen glaubhafter vertreten zu können. Eine Prüfung z.B. der Chain of Titles ist dagegen in der Regel bei Konzernen überflüssig. Die Betrugswahrscheinlichkeit ist übrigens bei Sanierungsreifen Firmen deutlich höher als bei gesunden Unternehmen. Wir haben beim Kauf aus privater Hand oder von selber verlustmachenden Konzernen eher schlechte Erfahrungen gesammelt. Eine Verschleppung der Insolvenz oder das "Verschwinden lassen" von Rechnungen in der Schublade sind für den eigentümergeführten Betrieb in der Krise eine große Versuchung. Mehr dazu unter "Wie kaufe ich meine erste Firma".
schöner Artikel, danke für diese Information.
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