Bei unserm IT-Dienstleister Neef
stellten wir den Betriebsrat vor die Wahl, die Personalkosten (der
Hauptkostenfaktor) um 10 % zu senken oder Insolvenz anzumelden. Er entschied
sich am Hauptsitz Karlsruhe dafür, 10 % des Personals gehen zu lassen. Warum?
Der Betriebsrat selbst kann nicht entlassen werden, aber eine Lohnsenkung
trifft ihn persönlich! Interessant war, dass sich der Standort Hannover für die
Lohnsenkung entschied. Bei 12 Mitarbeitern war der Gruppenzwang zu stark, um
eine Entlassung umzusetzen.
Bei der Wiedervereinigung der beiden
Teile Deutschlands halfen die West-Gewerkschaften ihren östlichen Brüdern bei
der Durchsetzung höherer Löhne und der schnellen Angleichung an das westliche
Lohnniveau. Warum? Sie wollten keine ostdeutsche Billigkonkurrenz und nahmen
dabei in Kauf, dass es nach jeder Lohnerhöhung (quartalsweise stiegen die Löhne
um 10 %) zu einer Entlassungswelle im Osten kam. Das ging so lange gut, bis die
ostdeutschen Gewerkschaften merkten, dass die westlichen Brüder vielleicht doch
nicht in ihrem Interesse handelten.
Ein Münchner Private Equity Fond zahlte
vor wenigen Jahren mehr als 10x EBITDA für den Zulieferer für
Geschirrspülmaschinen trotz der Notwendigkeit, mehr als ein Drittel des EBITDA
wieder reinvestieren zu müssen, um den Maschinenpark an fünf Produktionsstandorten zu
erhalten. Warum? Es war nicht das eigene Geld. Verliert man in der Auktion,
geht irgendwann das Recht verloren, das Geld der Investoren investieren zu
können. Man verliert nichts und partizipiert am Gewinn mit 20 %! Kein Wunder,
dass die Private Equity Branche floriert!
Wenn man das Verhalten anderer verstehen
will, sollte man die Motivation des Gegenübers zu erkennen versuchen. Besonders
die mittelbaren Folgen bestimmen das Verhalten der Parteien. Beispiele gibt es
viele, wo die indirekten Folgen nicht berücksichtigt werden. So führt z.B. eine
Mietpreisbremse zu geringeren Renditen und zu weniger Neubauten, wenn die im
Prospekt versprochene Rendite nicht mehr erreicht werden kann.
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