Dieser erste Satz in Dale Carnegies Buch übte eine zutiefst beruhigende Wirkung auf mich aus. Wer hat nicht schon eine Ungerechtigkeit erlebt und darunter gelitten? Wochenlang regt man sich auf und es bringt doch nichts. Jeder Versuch der Vergeltung verstärkt nur das eigene Unglück. In Gedanken wiederholt man wieder und wieder das gleiche Szenario und fühlt sich immer unglücklicher dabei. Wie kommt man aus diesem Teufelskreis heraus?
Bei meinem letzten Aufenthalt im Kloster vor ein paar
Wochen habe ich eine neue Meditationstechnik kennengelernt, welche die Antwort
liefert: Notiz nehmen. Eine unangenehme Erinnerung kommt auf und man nimmt
diese zur Kenntnis, indem man etwas dreimal in Gedanken wiederholt
"Denken, Denken, Denken" oder "Schmerzen, Schmerzen,
Schmerzen". Man notiert beim Gehen oder Sitzen einfach, was einen gerade
beschäftigt. Allerdings nicht so, dass man das Gefühl zu ausführlich
analysiert, sondern indem man es idealerweise in einem Wort zusammenfasst.
Statt Schmerzen oder unangenehme Gedanken zu verdrängen, erkennt man es einfach
an, so lange bis das Gefühl oder der Gedanke von alleine wieder verschwindet.
Denn alles ist vergänglich und ständig im Fluss. Versucht man Unangenehmes zu verdrängen,
wird es zu einem ständigen Wegbegleiter
und setzt sich z.B. im Körper als Verspannung fest, um in den unpassenden
Momenten wieder zu Tage zu treten. Was einen jahrelang beschäftigen kann.
Noch schlimmer ist es, wenn man einen Rechtsstreit anfängt und
immer wieder aufs Neue gezwungen wird, sich mit der Sache zu beschäftigen.
Natürlich enthebt einen dies nicht von der Verpflichtung, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Allerdings sollte man sich nicht daran zerreiben. Stattdessen hilft es, sich wieder und wieder zu vergegenwärtigen, dass es immer ungerecht zugehen kann.
Die gleiche Technik kann man in Diskussionen verwenden, wenn jemand immer wieder einen Gedanken wiederholt und zum Störenfried wird. Dahinter steckt oft nur der Wunsch, Anerkennung zu finden. Also wiederholt man den Gedanken oder schreibt ihn auf, sodass sich der Gegenüber verstanden fühlt und wieder zum produktiven Teilnehmer der Diskussion wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen