Mittwoch, 12. Mai 2021

Gewollte Inflation und wie schütze ich mich als Investor davor?

Die Epidemie nähert sich dank der gestiegenen Impfquote dem Ende entgegen. Die deutsche Wirtschaft erholt sich zunehmend. Der Nachholbedarf und der Vergleich zum niedrigen Vorjahr führen dazu, dass die Wachstumsrate in der zweiten Jahreshälfte einen Sprung machen wird. Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise lassen aber auch die Inflationsrate steigen. Gleichzeitig sind die Schulden in allen Industriestaaten auf Rekordhöhe. Staaten und Privathaushalte sind mit durchschnittlich 300 % der Wirtschaftsleistung verschuldet, in den USA sogar mit mehr als 400 %. Nur extreme Niedrigzinsen verhindern den Wirtschaftskollaps. An Tilgung ist nicht zu denken. Die geplanten staatlichen Mehrausgaben werden die Schulden im Gegenteil weiter nach oben treiben. 

Gefahr droht, wenn die Wirtschaft wieder auf Vollast fährt. Konkurriert die gestiegene Nachfrage um ein verknapptes Angebot zum Beispiel von Arbeitsleistungen, besteht die Gefahr, dass sich die Inflation durch höhere Lohnforderungen verselbstständigt. Die Notenbanken haben angesichts der Schuldenlast keine andere Wahl, als die Zinsen durch den Ankauf der Schulden künstlich niedrig zu halten. Nur wenn die Zinsen niedriger sind als das Wirtschaftswachstum, reduziert sich die Verschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung.

Um die Verschuldung dauerhaft abzubauen, reicht es jedoch nicht, die Zinsen niedrig zu halten. Viele werden versuchen, ausländische Devisen und Werte zu erwerben, um der Geldentwertung zu entgehen. Daher werden die Regierungen auch versuchen, mit Kapitalkontrollen der drohenden Abwertung der eigenen Währung entgegenzuwirken. Verbote und Vorschriften zur Geldanlage können folgen. Dazu gehört zum Beispiel das Verbot, in Bitcoin zu investieren, um diese Art der Kapitalflucht zu verhindern. Die Banken und Versicherer können dazu gezwungen werden, inländischen Schuldenpapiere zu halten. Dies kann bis zum Verbot reichen, in Gold zu investieren. Die gezielte Nutzung von Steuern, wie z.B. Wegzugbesteuerungen sind eine weitere Methode, die Kapitalflucht zu verhindern. Die realen Zinsen (Nominalzinsen minus Inflationsrate) können bis zu zweistellig negativ werden. Ähnlich wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals führten negative Realzinsen verbunden mit hohen Wachstumsraten und Kapitalkontrollen dazu, das Schuldenniveau im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung drastisch zu reduzieren.

Wie kann man sich als Investor verhalten, um dem Verlust der Kaufkraft zu entgehen?

Attraktive sind Märkte mit geringer Gesamtverschuldung wie Indien und Russland. Niedrig bewerte Aktien sind interessanter als Wachstumsaktien, deren Bewertung durch den höheren Discount Faktor leiden. Auch Rohstoffproduzenten oder Unternehmen gehören dazu, deren Einnahmen proportional zur Geldmengenentwicklung steigen. Zum Beispiel notierte Wertpapierbörsen, Kreditversicherer oder Zahlungsabwickler wie Visa.  

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