Freitag, 3. November 2023

Bolloré SE - ein günstiger Weg Universal Music zu erwerben?

Bolloré SE ("Bol") wird an der Börse mit rund EUR 15 Mrd. bewertet. Die 21 % Beteiligung an Universal Music (EUR 44 Mrd.) allein ist knapp EUR 9 Mrd. wert. Hinzu kommen Beteiligungen an gelisteten und ungelisteten Firmen (z.B. Canal Plus, Havas, Lagardere, Logistik und Energie) mit einem Wert von rund EUR 11 Mrd. (1, 2). Ein Holding Abschlag von 25 % auf den Nettowert ist allerdings nichts Ungewöhnliches. 


Interessant wird es, wenn man das Kleingedruckte im Geschäftsbericht der Bolloré liest. Der Firma selbst gehören nicht nur 35,5 % an der Mutter Compagnie Odet (der per Ende Dezember letzten Jahres 67,7 % an Bolloré gehörten), sondern auch knapp 50 % an den jeweiligen Obergesellschaften der Eigentümerpyramide. Dem geschäftsführenden Gesellschafter Vincent Bolloré gehören knapp die Mehrheit der Geschäftsanteile an den Zwischengesellschaften Sofibol, Financiere V und Omnium Bollore. Mit diesem Konstrukt sichert er sich die Kontrolle der Geschäftsanteile und minimiert den eigenen Kapitalaufwand. Die Frage ist, wie viel gehören ihm wirtschaftlich und wie hoch ist der Eigenbesitz von Bolloré SE?

Nach dem im Mai 23 abgeschlossenen Kauf eigener Aktien durch Bol (3,4 %), gehören der Compagnie Odet ("CO") 71,1 % an Bol. CO hält 57 % der Sofibol (71,1 % * 57 % = 40,5 %) und 35,5 % Bol selbst (71,1 % * 35,5 % = 25,2 %). Die Sofibol ist zu 51 % im Eigentum der Financiere V (51 % * 40,5 % = 20,7 %) und zu 49 % bei Bol (49 % * 40,5 % = 19,8 %). Die Financiere V gehört zu 50,1 % Omnium Bollore (20,7% * 50% = 10,4 %) und zu 49,9 Bol selbst (20,7 % *50 %= 10,3 %). Bei der Omnium gilt das gleiche: diese gehört zu 50,1 % der Bolloré Participations - einer 100 % Tochtergesellschaft der Familie Bolloré (10,4 %* 50 % = 5,2 %). Damit sind 60,5 % der Anteile im Eigenbesitz der Bol (25,2 +19,8 %+10,3 %+5,2 %). Korrigiert um den Eigenbesitz beträgt die Marktkapitalisierung der Bolloré SE nur EUR 6,2 Mrd. (15 Mrd. * 0,4). Allein die Universal Music ist das Doppelte wert - zusammen mit den 30 % an Vivendi (mit Canal Plus, Havas und Lagardere als Beteiligungen) und den 100 % an Logistik und Energie ist der Wertabschlag 70 %. 

Wie könnte eine Wertrealisierung aussehen?

Vereinfacht Vincent Bolloré die Struktur, bevor er die Firma seinem Sohn überträgt, wie in der Presse spekuliert wird?

Da sein wirtschaftlicher Anteil so niedrig ist, führt die Vereinfachung der Struktur zu einem wohl unakzeptablen Kontrollverlust.

Am wahrscheinlichsten ist der weitere Erwerb eigener Anteile. Die Bol Holding ist frei von Schulden, hat EUR 6 Mrd. Banklinien und wird nach dem Closing der Logistik Transaktion (voraussichtlich Ende 23) EUR 4,6 Mrd. zusätzlich in der Kasse haben. Jeder Euro der in Rückkäufe investiert wird, bringt 2,3 Euro an Wertzuwachs! Insofern ist wie beim letzten Rückkaufangebot mit einer deutlichen Prämie zu rechnen.  Mit der vorhanden Genehmigung dürfen noch 6,4 % der Aktien gekauft werden. Bei EUR 6 je Aktie, die beim letzten Mal gezahlt worden, würde dies EUR 1,1 Mrd. kosten. Abzüglich der Erlöse aus dem Verkauf weiterer Vivendi Anteile von ca. 0,4 Mrd., um den Anteil nicht über 30 % wachsen zu lassen.  Selbst wenn die übrigen Aktien von 22,4 % zum Verkehrswert erworben werden müssten, würde dies nur 4,5 Mrd. kosten, was durch die Liquidität der Bolloré abgesichert wäre. 

2 Kommentare:

  1. BOL hält keine 28% an UMG, da VIV ja nicht komplett BOL gehört... auch nicht durchgerechnet
    (selbt in BOL & ODET investiert)

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  2. Sie haben recht! Direkt gehören Bol 17,7%, zusammen mit den 10% von Vivendi (sein Anteil 30%) gehören ihm 20,7%. Wir haben die Angaben entsprechend berechtigt.

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