Aus unserem Aktionärsbrief vom Juni 2017:
1. Versteckte Juwelen
Hierzu gehört z.B. die im Zeitraum März 2015 bis Februar 2016 erworbenen El. En Aktien von einem
Unternehmen, das Laseranlagen (insbesondere für medizinische Anwendungen z.B. Entfernungen
von Tattoos) herstellt. Wir hatten für rund EUR 2 Mio. Aktien erworben. Der Unternehmenswert war
unserer Meinung nach günstig: Er betrug weniger als das 7-fache des operativen Gewinnes (EBIT),
trotz einer Eigenkapitalrendite von 10 % und eines EBIT Wachstums von rund 8 % p.a. in den letzten 5
Jahren. Warum war der EBIT Multiplikator trotz des Wachstums der Gesellschaft so niedrig? Zum
einen gab es im Februar 2016 eine Schwächephase im Markt, vorwiegend bei italienischen Titeln,
des Weiteren enthielten die offiziellen Zahlen noch nicht den Verkaufserlös von Anteilen an einer
amerikanischen Aktiengesellschaft (Cyanusure). Mittlerweile haben wir die Aktien mit einem Gewinn
von EUR 2,64 Mio. verkauft.
Leider findet man solche Juwelen selten und im Nachhinein betrachtet haben wir hier natürlich viel zu
wenig investiert.
2. Weltweit billige Aktien
Viele Aktien weltweit sind nicht grundlos billig, da sie politischen und/oder Währungsrisiken
unterliegen und häufig zyklisch sind. Letztendlich sind solche Beteiligungen eher spekulativ, da eine
sorgfältige Analyse in der Regel nicht möglich ist. Wir haben es trotzdem versucht und damit im
Durchschnitt Geld verloren. Allerdings kann man mit einem verfeinerten Filter (kostenlos und gut z.B.
„Global FT Screener“) durchaus Geld verdienen, wie unsere weiteren Investitionen gezeigt haben.
So
haben wir z.B. erfolgreich nach folgenden Kriterien gefiltert: Entwickelte Industrieländer mit niedrigem
EBIT-Multiplikator <7 und dauerhaft hoher Eigenkapitalrendite (>12 %) bei gleichzeitig geringer
Verschuldung (< 50 % Eigenkapital). Wir haben hier in regelmäßigen Abständen jeweils zehn solcher
Werte mit gleicher Gewichtung gekauft. Dabei haben wir Immobilien, Bank- und Rohstoffwerte
ausgeklammert und je nach Land eine bestimmte Höchstzahl von Werten festgelegt. In den letzten
Jahren überwiegen dabei kleinere japanische Unternehmen aufgrund der im internationalen Vergleich
sehr hohen Kassenbestände, die den Unternehmenswert (Marktkapitalisierung zuzüglich der
Nettokasse) erhöhen.
Wenn man die Gesellschaften nicht gut genug einschätzen kann, sollte man z.B. Aktien, die eine
vorher bestimmte Verlustschwelle überschreiten (z.B. -30 %) einfach verkaufen, Gewinnbringer sollte
man dagegen laufen lassen. Leider halten wir uns nicht immer daran. Da wir grundsätzlich lieber mit
Wertabschlag kaufen, fällt es uns schwer, Aktien von Unternehmen, die ihren fairen Wert erreicht
haben, nicht einfach zu verkaufen. Den fairen Wert sehen wir für Unternehmen, die kaum wachsen bei
einem EBIT Multiplikator von 10.
3. Qualitätsaktien
Idealerweise hält man nur Aktien, die dauerhaft eine Überrendite erzielen können (z.B. ROE 12 % und
darüber) und die gleichzeitig die Möglichkeit haben, Gewinne zu reinvestieren und damit Wachstum zu
erzielen. Bedauerlicherweise werden diese Aktien in der Regel deutlich zu hoch gehandelt. Diese kann man
eigentlich nur nach Gewinnwarnungen oder in Marktschwächephasen (wie zuletzt im Februar 2016)
kaufen. Hier bietet sich an, eine Liste mit interessanter Firmen auf Wiedervorlage zu legen (das
Internet bietet hier leicht die Möglichkeit, mit E-Mailbenachrichtigungen zu arbeiten).
4. Holdinggesellschaften
Unserem eigenen Geschäftsmodell sind Holdinggesellschaften wie Berkshire Hathaway oder
Brederode am Nächsten. Hier kommt es regelmäßig zu stärkeren Unterbewertungen, da die
Börsenbewertung nur auf die aktuellen Ergebnisse und das erwartete Gewinnwachstum abstellt. Da
Beteiligungsgesellschaften aufgrund der Käufe und Verkäufe schwankende Gewinne haben, sind
diese tendenziell eher unterbewertet (außer sie bewerben stark die eigene Aktie).
Entscheidend ist unserer Meinung nach, ob die Gesellschaft neben einer Dividendenrendite ein Wachstum des Eigenkapitals bzw. des Nettobeteiligungswertes je Aktie erzielt. Dabei sollte man prüfen, wie vorsichtig dieser vom Management ermittelt wird. Interessant sind solche Werte, die, wie z.B. Brederode SA, in den letzten fünf Jahren bis 2016 trotz einer Dividendenrendite von rund 1,5 % ihren Buchwert je Aktie um 10,6 % gesteigert haben. Ein Aktionär erzielt damit eine Rendite von 12 %, obwohl die Aktie aktuell zu 20 % Abschlag vom Buchwert zu kaufen ist. Bleibt die Rendite nachhaltig erzielbar, wäre bei einer langfristig zugrunde gelegten Marktrendite von 8 % ein Zuschlag von 50 % zum Buchwert angemessen. Ein gutes Indiz ist ferner, dass das Management von Brederode diese Beurteilung teilt und jedes Jahr eigene Aktien zurückkauft (warum soll man als Management fremde Aktien kaufen, wenn man die eigenen viel besser kennt und diese mit deutlichem Abschlag gehandelt werden).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen