Billig schlägt den Markt. Viele empirische Studien belegen dies (s.u.). Wir
selbst haben mit dieser Strategie in den letzten 4,5 Jahren den DAX um rund 4 %
p.a. geschlagen. Wie so oft liegt die Schwierigkeit in der Umsetzung.
Aktientitel, die von den Kennzahlen her billig erscheinen, wirken auf den
ersten Blick abstoßend. Häufig sind diese Titel oder Branchen mit Recht vom
Markt abgestraft worden. Allerdings in der Regel zu stark. Gute Namen und
attraktive Branchen sind dagegen tendenziell zu hoch bewertet, wenn man die
wichtigsten Kennzahlen vergleicht. Das Gleiche gilt übrigens im Private Equity:
ein Maschinenbauer, der Anlagen zur Herstellung von Pharmaerzeugnissen
herstellt, ist unter Umständen doppelt so teuer wie ein ähnlicher
Maschinenbauer, der andere Branchen bedient.
Unser Japanportfolio zeigt, wie Aktien mit ähnlichem Profil (starke
Exportnation wie Deutschland) oft irrational anders bewertet sind. In der Regel
verschwinden diese Unterschiede nach einiger Zeit wieder aufgrund des
"Reversion to the mean" Effektes. Dabei bieten japanische
Aktien den Vorteil, dass die Namen nicht vorbelastet sind und man deswegen
einfacher allein nach Kennzahlen die Aktienauswahl treffen kann.
Wie sind wir dabei vorgegangen? Wir haben in regelmäßigen Abständen mit
gleicher Gewichtung eine Auswahl von japanischen Aktien gekauft, die wir aufgrund ausgewählter Kennzahlen ausgesucht haben:
-
EBIT Multiple (unter 5)
Keine Unregelmäßigkeiten in den 10 Jahreszahlen
(Forderungen/Verbindlichkeiten, Lieferungen/Leistungen im richtigen Verhältnis
zur Bruttomarge, Cash Flow entspricht Gewinnen, Buchwertzuwachs entspricht grob
der Eigenkapitalrendite minus der Dividenden).
Tendenziell erfüllen eher kleine Unternehmen unsere Kriterien
(Marktkapitalisierung unter EUR 300 Mio.). Allerdings hat die Qualität der
Aktien im Laufe der Zeit stark abgenommen, da die Bewertungen auch in Japan
gestiegen sind. Unser Japanportfolio (30 Titel mit einer Haltedauer von 1,5
Jahren und 21 % im Plus) weist per 11.10.17 folgende Kennzahlen im Vergleich zu
den 30 DAX Unternehmen auf:
-
Enterprise Value/EBIT 5,1 (14,1)
(DAX in Klammern)
Die japanischen Unternehmen sind fast 2/3 billiger (zugegeben: Sie sind
kleiner), sind aber mindestens ebenso gut wie die deutschen DAX Unternehmen.
Die Eigenkapitalrendite ist höher, obwohl die Unternehmen hohe
Nettokassenbestände (deswegen auch das niedrige EBIT Multiple) aufweisen, die
sicherlich nicht nötig sind. Diese erhöhen die Bilanzsumme und das Eigenkapital
- damit reduziert sich auch die Kapitalrendite ("ROE"). Basis sind
übrigens immer die Ergebniszahlen der letzten 12 Monate und nicht die (in der
Regel zu hoch geschätzten) Ertragserwartungen!
Literaturempfehlungen:
Tweedy Brown: What worked in investing (free)
Gray/Carlisle: Quantitative Value
Greenblatt: The little book that still beats the market
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen