Seit einige Wochen warten wir darauf, unsere ägyptischen Pfund in Euro zu tauschen. Wenn man in Entwicklungsländer investiert, riskiert man, dass man sein Geld nicht wieder bekommt. Wir hatten in die ägyptischen Zigarettenfirma investiert, weil wir bei niedriger Bewertung (KGV 12) auf ein schnelles Wachstum setzten. Der Umsatz ist gewachsen, der Gewinn jedoch nicht: Die ägyptische Regierung erfand neue Steuern für diese "Sündenaktie". Eine niedrige Bewertung allein reicht nicht, um das Geld in Entwicklungsländern zu investieren.
Die niedrige Bewertung ist ein Zeichen der immensen politischen Risiken. Unpopuläre Politiker unterliegen keinen demokratischen Schranken, um durch alle Mittel einer drohenden Absetzung zu begegnen. Dazu gehört der Versuch, durch die Eroberung des Nachbarlandes (Russland), Restriktionen gegen Internetfirmen (China) oder Rohstoffproduzenten (fast alle Rohstoff-Exporteure) Beliebtheitspunkte bei der Bevölkerung zu erringen. Die ausländischen Investoren fliehen und ein niedriges KGV kann sich sogar noch dritteln, wie wir bei unseren Aktien der nigerianischen Guaranty Trust Bank und der chinesischen Lufax-Bank feststellen konnten. Erschwerend kam bei Lufax hinzu, dass wir Risiken im Geschäft übersahen. Der Weiterverkauf von Krediten (das Eigenkapital erlaubte nicht das Halten aller Kredite) war nur attraktiv, solange Kreditversicherer die Preise für Ausfallrisiken niedrig hielten.
Die Wetten dürfen also nur klein sein. Trotzdem verdienen wir mit unseren Investitionen in Entwicklungsländer gutes Geld. Was sind die Merkmale unser erfolgreichen Engagements?
Dem Management gehören wesentliche Anteile
Risiken lassen sich nur begrenzen, wenn man die meisten Geschäfte ablehnt. Ob als Versicherer - Agesa, Qualitas Controlador - oder als Bank - IIFL Finance, Shriram Finance - nur wenn als Manager die eigenen Ersparnisse betroffen sind, handelt man vorsichtig. Sind die Preise in einem Jahr zu niedrig (z.B. nach weniger Autounfällen während der Covid Zeit), schließt man eben keine Neupolicen ab und nimmt den Rückgang des Geschäftes in Kauf. Genauso lange Laufzeiten bei gewährten Krediten und dafür aufgenommenen Schulden sind wichtiger, als die Optimierung des Zinsergebnisses (SVB Bank, Charles Schwab).
Eine hohe Eigenkapitalquote und (wenn überhaupt) geringe Verschuldung
Unsere Banken leihen weniger aus als sie könnten - die Eigenkapitalquote ist bis zu zehnmal höher als bei der Deutschen Bank. Unvermittelt auftretende höhere Ausfallraten (Covid, Einführung neuer Banknoten und Entwertung aller alten Noten, drastische Mehrwertsteuererhöhungen) können so problemlos abgefedert werden. Unsere Nichtbank-Aktien sind frei von Schulden und damit unabhängig von Refinanzierungsrisiken.
Das Management handelt ethisch
Die wichtigste und schwierigste Prüfung. Am besten mit dem Management sprechen und die Seriosität der Berater prüfen. Wie stark das Unternehmen beworben wird. Wie sehr der Aktienkurs im Mittelpunkt steht. Ob Versprechungen eingehalten werden. YouTube-Videos mit Management Interviews schauen. Eine Kapitalerhöhung muss nachvollziehbare Gründe haben.
Das Produkt ist erwünscht und populär
Das Unternehmen sollte das Kundeninteresse und den Service in den Mittelpunkt stellen, auch wenn viele Produkte noch Mangelware sind in Entwicklungsländern und der Absatz eher an der fehlenden Kaufkraft scheitert.
Das Land wächst stark und die Mittelklasse expandiert noch stärker
Wächst die Wirtschaft, dann steigen der Anteil der Mittelklasse mit ausreichender Kaufkraft und der Absatz entsprechender Produkte (Spareinlagen, Versicherungsleistungen) überproportional. Dann muss das Unternehmen gar keine Marktanteile erringen, sondern kann einfach mitwachsen.
Das Unternehmen ist im internationalen Vergleich gut geführt
Das Management unseres indischen Vermögensverwalters IIFL Wealth ( umbenannt in 360 One Wam) überzeugt auch im internationalen Vergleich. So setzte es frühzeitig auf Beratungshonorare, die unabhängig von Vermittlungsprovisionen das Kundeninteresse in den Vordergrund stellen.
Der Erfolg beruht nicht auf Beziehungen zu Politikern
Häufig wird erst nachträglich wird klar, wie sehr der Erfolg auf gute Beziehungen zu Politikern beruhte (z.B. Safaricom, Alibaba oder Adani). Wechselt die politische Richtung, steigt der Wettbewerb und die Gewinne fallen.
Ich fühle mich wohler, wenn Fairfax Financial Holdings oder erfolgreiche Multis wie Procter & Gamble, Nesté, Microsoft in Schwellenländern investieren, als wenn ich es selbst mache. Es sind mir einfach zu viele schwierige Beurteilungen zu treffen: Wie ist das Rechtssystem, wie sieht die Aktienkultur aus, welche Währungspolitik herrscht vor, gilt Ehrlichkeit als Tugend (oder Schwäche)? Im Blog sind ja weitere wesentliche kritische Punkte genannt. Man geht mehr oder weniger bewußt doch immer von den eigenen Werten und Vorstellungen aus - und die sind in den meisten Ländern der Welt eben völlig anders und führen vielleicht nicht immer zum erwarteten Investmentergebnis. Dass die vorherrschenden Industrienationen so groß geworden sind, ist kein Zufall, sondern eben auch das Resultat einer ganz eigenwilligen Kultur.
AntwortenLöschenZum Thema "Kultur" eines der erhellensten Bücher der letzten 20 Jahre erscheint mir Joseph Hendrichs THE WEIRDEST PEOPLE IN THE WORLD.
Zum Investieren in Schwellenländern und zum langfristigen Investitionserfolg allgemein kann ich Terry Smith, INVESTING FOR GROWTH, sehr empfehlen. Seine Ergebnisse können sich sehen lassen und wie er sie erreicht hat, sagt er auch.
vielen Dank, wir sind grosse Fans von Terry. Sein Fond Fundsmith hat eine sehr gute Performance und niedrige Gebühren.
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