Vor fünf Jahren dachte ich nur noch ans Geld. Wenn ich ein Geschäft betrat, rechnete ich gleich nach, was der Ladenbesitzer verdiente. Diejenigen, die weniger verdienten, schätzte ich gering. Und fühlte mich immer unglücklicher dabei. Meine Rettung war eine 10-tägige Vipassana-Meditation. Die ersten vier Tage dienten dem Konzentrationstraining. Was als Mindfullness bezeichnet wird. Man lernt dabei, sich auf die Atmung zu konzentrieren. Und fühlt sich besser, wenn die Gedanken langsam in den Hintergrund treten.
Die Vipassana-Meditation geht einen Schritt weiter. Ziel der Methode ist die Heilung von allem Unglück. Der Mensch ist unglücklich, weil die Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten. Der Ärger und die Sucht nach Veränderung stecken im Körper und beeinflussen ständig das Denken. Nie ist man zufrieden, immer ist man auf der Suche nach etwas. Und ärgert sich trotz aller guten Vorsätze immer wieder. Und erwartet das Glück immer woanders.
Wie löst man sich davon? Indem man sich während der Meditation selbst beobachtet und auf Körperempfindungen achtet, ohne zu reagieren. Die Schmerzen, die man mit der Zeit empfindet, dienen dazu, den Gleichmut zu trainieren. Das Ziel ist es, gleichmütig zu werden und so zum Glück zurückzufinden. Die These ist, dass jeder Ärger, den man erfahren hat, im Körper gespeichert ist und unbewusst ständig das Denken beeinflusst. Um zum Glück zu finden, muss man erst den Körper reinigen von allem gespeicherten Ärger. Durch den Kopf allein findet man nicht zum Glück zurück. Nach fünf Klosteraufenthalten kann ich sagen: es funktioniert! Das Ganze ist leider mit Arbeit verbunden und dies kann keiner einem abnehmen.
Um vier Uhr morgens erfolgt der Weck-Gong.
Vor und nach jeder Meditation wieder ein Gong. Abends gibt es einen ca. 1-stündigen Vortrag und die Meditation wird von Anleitungen und Gesang begleitet.
Der Ablauf erfolgt weltweit immer nach dem gleichen Muster. Vorne sitzt ein
Lehrer und beantwortet in den Pausen Fragen zur Methode. Ansonsten gibt es
keine Ablenkung. Frauen und Männer meditieren streng getrennt und es herrscht tiefes
Schweigen. Die Teilnahme ist kostenlos und am Ende entscheidet jeder selbst, ob
und wie viel er spendet. Das Essen und der kostenlose Aufenthalt dienen dazu,
ein Gefühl der Demut zu entwickeln. Man lernt, Dankbarkeit für alles zu empfinden. Weltweit
gibt es rund 50 Klöster, die nach der gleichen Methode unterrichten. Das Ganze
ist sehr gut strukturiert und jede Minute ist ausgefüllt
(https://www.dhamma.org).
"Diejenigen die weniger verdienten, schätzte ich gering"
AntwortenLöschenWie hat sich das ausgewirkt? Haben Sie Leute unter Ihrer Einkommensklasse schlechter behandelt? Wie hat sich Ihr verhalten nach dem Klosteraufenthalt verändert?
Ein gutes Beispiel ist der aktuelle Virus. Denkt man an sich, hat man Angst vor dem Sterben. Viel besser fühlt man sich, wenn man mitfühlend an die älteren Menschen denkt. Kurz gesagt, immer wenn man an sich selber denkt, fühlt man sich schlechter, als wenn man an Andere denkt...
LöschenNach vier Jahren der Praxis kann ich sagen, dass ich kaum noch negative Gedanken habe und das immer mehr Leute in meinem Umkreis auch angefangen haben zu meditieren. Mein eigener Sohn war schon dreimal beim Vipassana, meine Tochter hat sich jetzt auch angemeldet.
Danke für die Ausführung. Wenn ich Sie richtig verstehe, wird man nicht nur glücklicher indem man auch an andere denkt, also Mitgefühl zeigt, sondern indem man auch andere Wert schätzt. Das entnehme ich Ihrer ursprünglichen Aussage über Leute, die weniger verdienen. Nur weil diese weniger verdienen, benötigen diese Menschen ja kein Mitgefühl. Aber diese Menschen verdienen es respektiert zu werden. Sprich, man wird ein positiver Mensch, wenn man an andere denkt und andere auch respektiert.
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