Europäische Versicherungsunternehmen werden von Behörden und den
Ratingagenturen gezwungen, den Float fast ausschließlich (rund 90 %) in
festverzinsliche Wertpapiere zu investieren. Ein Geschäft, mit dem sich in
Europa dank der Niedrigzinsen nichts verdienen ließ. Warum haben wir trotzdem
in den spanischen Versicherer Grupo Catalana Occidente investiert?
Neben traditionellen Versicherungen besteht knapp die Hälfte des Geschäftes
(43 %) aus dem Kreditversicherer Atradius, der Nummer 2 im Oligopol der
Kreditversicherer (zusammen mit Euler Hermes und Coface). Entsprechend hoch ist
die Marge im Versicherungsgeschäft. Das Combined Ratio (Summe aus Schadensquote
und Vertriebskosten) beträgt 90 % bei Catalana, weltweit unter den Versicherern
ein führender Platz. Ohne Kreditversicherung würden viele Firmen nur mit
Vorkasse liefern, da sich der Lieferant in der Regel den Zahlungsausfall nicht
leisten kann. Der Stellenwert für die Sicherung des Handels ist auch den
Regierungen in Europa klar, die gleich zu Beginn der Corona-Krise für
Zahlungsausfälle der Lieferanten bürgten. Während der großen Finanzkrise taten
die Regierungen zunächst nichts. Der Handel kam damals fast zum Erliegen; die
LKWs fuhren nicht los, ohne die Sicherheit zu haben, dass die Lieferung auch
bezahlt wird. Auch das übrige Versicherungsportfolio (z.B. Motor) ist gut
geführt, schließlich gehören zwei Drittel der Gesellschaft dem Management bzw.
der Gründerfamilie.
Das KGV bei Catalana beträgt unter 8, die Kapitalrendite (ohne
Gewinnwachstum gerechnet) liegt bei 13 %. Nur ein Viertel wird ausgezahlt,
sodass die Dividendenrendite 3 % ist, der Rest wird in das Wachstum von 5 %
p.a. investiert. Der Buchwert stieg in den letzten 5 Jahren nur um 7,5 %,
sodass die Gesamtrendite für den Aktionär - entsprechend der
Eigenkapitalrendite - bei knapp über 10 % lag. Zu berücksichtigen ist
allerdings, dass das Portfolio an festverzinslichen Wertpapieren mit jeder
Zinserhöhung dieses Jahr abgewertet wurde. Bis zum 30.6. reduzierte sich der
Buchwert um 7 %, ohne den Nettogewinn in der ersten Jahreshälfte wären es 12 %
gewesen. Der Buchwert schmälerte sich, ohne den Gewinn zu senken: Die Korrektur
wurde nur in der Bilanz vorgenommen. Werden die Papiere bis zum Ende der
Laufzeit gehalten, findet aber eine Wertaufholung statt, da die Papiere zum
Nennwert abgelöst werden. Der Preis der Aktie liegt derzeit knapp unter Buchwert, sodass man die Anteile am Versicherer ohne Prämie erwerben kann.
Der Float beträgt mehr als das Vierfache der Marktkapitalisierung und
brachte in den letzten fünf Jahren dank der niedrigen Zinsen fast keinen
Ertrag. Mit dem Float von EUR 15 Mrd. wurde im letzten Jahr nur 0,5 % verdient.
Durch den Multiplikator von 4 erhöhte sich der Nettogewinn dadurch um nur 2
%. Steigt der Gewinn aus dem Float dank der höheren Zinsen auf 3 %, dann
erhöht sich der Nettoertrag um 10 % - der Nettogewinn betrüge über 20 % vom
Umsatz. Die Ertragskraft des Unternehmens zeigt sich in der Zeit vor 2017 -
damals betrug die Eigenkapitalrendite dank höherer Zinsen über 16 %. Als
Aktionär profitiert man in mehrfacher Hinsicht. Neben der bereits hohen Rendite
von 12 %, wächst das operative Geschäft um 5 %. Hinzu kommt der Gewinn aus der
Steigerung der Zinsen. Auch gehört das Unternehmen langfristig zu den
Inflationsgewinnern, das Prämienvolumen bei der Kreditversicherung steigt
automatisch mit der Erhöhung des Nominalumsatzes, da die Prämie in der Regel
0,5 % vom versicherten Volumen ausmacht.
Was kann schiefgehen?
Die zu erwartende Rezession in Europa wird die Ausfallraten nach oben
treiben. Das Combined Ratio betrug in Jahren 2008 und 2009 106 % bzw. 100 % und
danach nie mehr als 90 %. Atradius kann einfach die Kreditlinien runterfahren,
wenn die Kunden anfangen, mit Verzögerung zu bezahlen, bevor es zum endgültigen
Ausfall kommt. Sollte die Krise stärker als gedacht sein, gibt es
möglicherweise wieder staatliche Ausfallbürgschaften, sodass das Combined Ratio
vermutlich - wie zu Corona Hochzeiten - nicht über 90 % liegen wird. Auch könnten die Zinsen wieder fallen, sodass die Kapitalrendite bei 13 % bliebe. Aus unserer
Sicht trotzdem eine attraktive Wertanlage mit Inflationsschutz.
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